Fassadenmalerei in Brachttal
von Eberhard Traum
 
 
„Ein Leben für das Hobby“
 
 

 

 
 
 
 
„Akkordeon“
Oswald Leis
63636 Brachttal Spielberg
 
 


Wie viel Menschen haben den Wunsch und nehmen sich vor, ein Instrument zu erlernen. Musik macht die Menschen fröhlich. Da gibt es gar nicht so viel Instrumente, wie es Wünsche gibt. Dann klappt es leider nicht, weil.......: „Ich habe da jemanden kennen gelernt !“

Aber da gibt es auch das Gegenteil. Da zaudert die neue Flamme und steht mit dem Instrument auf Kriegsfuß. „Wenn ich mein Instrument beherrsche, kann ich für dich auf unserer Hochzeit schön aufspielen !“ Was für eine Aussicht.

Manchmal kommt man mit dem Notenschlüssel einfacher zurecht, als mit dem Hausschlüssel der Angebeteten.

Gerade sechs Jahre alt und beinahe kleiner als das gewaltige „Bauchorchester“. Aber niemand konnte es dem kleinen Kerl ausreden. Ein anderes Instrument schmackhaft machen, war sinnlos.

Vormittags Schule, den halben Tag mit auf dem Feld, die Finger noch verklebt, weil ein Kälbchen die Hand als Schnuller benutzte und keine Zeit, um die Hand zu reinigen. Die Tastatur des Akkordeons wurde anfangs mehr von der Mutter gereinigt, als dass sie Töne aus dem Gerät lockte. Die Mistgabel im Stall roch manchmal nicht viel anders, als dieses Instrument. Aber immer öfter zogen die entlockten Töne die Aufmerksamkeit auf sich, als der Geruch der Tastatur.

Bald war es so weit, dass der Junge erstens mit sauberen Fingern spielte, zweitens seine Zuhörer begeisterte.
„Ich habe gehört, dass die Kühe mehr Milch geben, wenn man ihnen gute Musik vorspielt !“
„Aber nur, wenn die Töne rein genug sind !“ Die ernüchternde Erkenntnis, vom Vater geäußert, machte den Jungen nicht mutlos, sondern entfachte seinen Ehrgeiz noch mehr. Das Akkordeon wurde zum Lieblingsinstrument des Jungen, nicht zuletzt deswegen, weil er immer besser damit zurecht kam.
Er wurde größer und stärker, das Instrument aber noch nicht, also ließ es sich besser handhaben. Es verlor nach und nach seine angsteinflößenden Monstermaße.

Älter geworden, konnte der Junge es sich leisten, auch mal ein anderes Instrument auszuprobieren. Klappte auch, war aber nicht so prickelnd.

Die Erfahrung, dass man mit Musik auch beim anderen Geschlecht Erfolg hat, blieb nicht aus. Misserfolge stellten sich ebenso schnell ein, was zur Folge hatte, dass der junge Mann sich immer mehr der Musik verschrieb.

Ein Musikverein war da gerade das richtige Umfeld. Dass es eine Blaskapelle war, lag mehr daran, dass diese Musik in der ländlichen Umgebung mehr Zuspruch bekam. Also widmete sich der begabte Musiker dem Umgang mit dem Tenorhorn.

Jeder forderte gern die Fähigkeiten des Musikers an. Die Familienfeste hatten durch sein Können einen ganz besonderen Reiz. Stimmung und Tanz waren die Stimulans für den jungen Mann mit dem Akkordeon. Man mochte ihn und sein Lieblingsgerät. Nur das mit dem Hausschlüssel von netten Zuhörerinnen wollte gar nicht klappen.

Von Hobby konnte bald nicht mehr die Rede sein, denn zu viele Bekannte luden ihn ein aufzuspielen. Irgendwann kommt dann die Zeit, dass man jedem, der es hören will oder nicht, sagt, dass die Musik einem so viel gibt. Dass man rein gar nichts vermisst. Dabei sehnt man sich so nach dem einen Zuhörer, der vielleicht auch die Tastatur mal säubert.

Es war 1992, nach leidlich 20 Jahren Musik, dass der junge Mann am Elternhaus umgebaut hatte. Die Mutter, größter Fan ihres musizierenden Sohnes, sagte, dass auf der Wand etwas verewigt werden müsste, was mit der Liebe ihres Sohnes zu tun hat.
Da bot es sich an, dass ein Freund des Sohnes aus dem Musikverein beauftragt wurde, seine Künste an den Mann, respektive auf die Wand zu bringen. Herr Schuck, ein malender Künstler bei der Wächtersbacher Keramik, war der richtige Mann. Sonst nur Teller vor sich, hatte er nun eine Wandfläche vor Augen. Und dem Mitglied aus seiner Blaskapelle wollte er auch nicht den Wunsch abschlagen. Schnell war das Motiv gefunden, denn ein Akkordeon musste es sein.
Als die Mutter den Fortgang der Kunst an der Wand verfolgte, hatte sie einen ganz bestimmten Wunsch. Dieser kam aus dem Bauch heraus und war so einfach wie genial.
„Vor lauter Musik noch nicht verheiratet, denn mit dem Hobby immer unterwegs. Ein Leben für das Hobby, die Musik!“
Das war es zwar, was sie ausdrücken wollte, aber das kann ja keiner an die Wand unter ein Akkordeon schreiben.
Also musste die Idee anders umgesetzt werden.
Unter das Akkordeon kam eine Notenzeile mit dem Anfang des Musikstückes, das den Text hatte :
„Jeder Tag bringt neue Hoffnung“

Damit konnte sogar der Musikus leben, der die Liebe zur Musik, jetzt über 30 Jahre, als Hobby betreibt und sich mit Sicherheit auch dadurch einmal den Hausschlüssel einer Zuhörerin erspielt. Der Titel des Liedes sollte ihn nicht verzweifeln lassen. Er kann ihn jeden Tag lesen und solange beruhigt selbst die Tastatur seines Lieblingsinstruments säubern.

 
 
Eberhard Traum ist Schriftsteller und Buchautor in Brachttal
Sein Buch "Märchen, Kunst und Kurioses" eine Kunstreise "Immer an der Wand lang" können Sie hier "Handsigniert" bestellen
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